download_iconGebet eines Kindes

 

Lieber Vater im Himmel.

Ja, was ist?

Unterbrich mich nicht, ich bete gerade.

      Du hast mich gerufen. Du hast gesagt: ”Lieber Vater im Himmel” –hier bin ich, was möchtest du?

Aber ich habe nichts damit gemeint. Ich war gerade dabei, ins Bett zu gehen. Weisst Du, ich bete immer; es macht mir Spass, meine Pflichten zu erfüllen.

    Na ja, dann mach mal weiter.

Ich danke dir für die vielen Segnungen, die Du mir gegeben hast.

      Stopp, wie dankbar bist du wirklich?

Was meinst Du damit?

Wie dankbar bis du für deine Segnungen?

Na…. ich weiss es nicht. Wie sollte ich das wissen? Es ist einfach ein Teil meines Gebets. Man hat mir gesagt, dass ich meine Dankbarkeit äussern soll.

Dann mach bitte weiter.

Weitermachen, mit was?

Mit deinem Gebet.

Also… segne die Armen, die Kranken und Bedürftigen.

Meinst du das ehrlich?

Sicher!

Was machst du denn dafür?

Wer, ich? Nichts! Meiner Meinung nach solltest Du die Kontrolle über die Dinge hier auf der Erde haben, so wie Du es im Himmel hast, damit die Menschen nicht so viel leiden müssen.

Habe ich Kontrolle über dich?

Nun, ich gehe zur Kirche, zahle den Zehnten und sündige nicht.

Das habe ich dich nicht gefragt. Was ist mit deinem Temperament? Das ist ein Problem, und deine Familie und  deine Freunde leiden darunter. Und was ist damit, wie du dein Geld ausgibst? Alles verbrauchst du nur für dich. Und wie steht es mit den Büchern, die du liest?

Lass mich in Ruhe! Ich bin genauso gut wie einige andere, die jeden Sonntag in die Kirche kommen.

Entschuldigung, ich dachte, du hättest für die Bedürftigen gebetet. Wenn ich ihnen helfen soll, brauche ich die Hilfe derjenigen, die dafür beten, so wie du.

Schon gut. Wahrscheinlich habe ich doch ein paar Probleme, für die ich beten könnte.

Nun ja, du hast mich gerufen, und hier bin ich. Bete weiter, ich interessiere mich für den nächsten Teil.

Ich möchte nicht mehr…

Wieso nicht?

Weil ich weiss, was Du sagen wirst.

Bete weiter, dann wirst du es schon sehen.

Bitte vergib mir alle meine Sünden, und hilf mir, anderen Leuten zu vergeben.

Und was ist mit Bill?

Ich wusste, dass Du das sagen würdest!!! Hör mal zu Vater: Er hat Lügen über mich erzählt, und ich habe meine Arbeitsstelle verloren. Jeder in dem Büro denkt, ich sei ein echter Versager, und ich kann nicht einmal etwas dafür. Ich werde mich an ihm rächen!

Und was ist mit deinem Gebet?

Ich hab’s nicht gemacht.

Wenigstens bist du ehrlich. Es scheint, als ob du diese Bürde gerne trägst, nicht wahr?

Nein, aber ich werde mich besser fühlen, wenn ich mich an ihm gerächt habe.

Weisst du was?

Was denn?

Du wirst dich nicht besser fühlen, sondern schlechter. Hör zu, wenn du Bill vergibst, werde ich dir vergeben.

Aber Vater, ich kann Bill nicht vergeben.

Dann kann ich dir auch nicht vergeben.

Auf gar keinen Fall?

Auf keinen Fall!

Na ja, schon gut… Bitte hilf mir, meine Gefühle zu beherrschen und den Versuchungen zu widerstehen.

Gut, ich werde das tun, aber du sollst aufhören, dich solchen Situationen auszusetzen, in denen es zu Versuchungen kommen kann.

Was meinst Du damit?

Hör auf, diese Magazine zu lesen, und solche Filme anzusehen. Das wird dich früher oder später negativ beeinflussen. Bald wirst du dich in einer schlimmen Situation wieder finden – und benutze mich nicht länger als Notausgang.

Notausgang? Das verstehe ich überhaupt nicht.

Ja, das hast du schon oft getan! Du befindest dich in Not, dann rennst du zu mir und sagst: ”Vater, hilf mir… – und ich verspreche, dass ich es niemals wieder tun werde…” Es ist erstaunlich, wie sich Qualität und Stärke deines Gebets verbessern, wenn du in Not bist. Erinnerst du dich an diese Versprechen, die du mir gemacht hast?

Ich weiss nicht. Ach ja, als Mutters Freundinnen mich sahen, als ich aus dem Kino kam, mit dem Film über… du meine Güte!

Erinnerst du dich an dein Gebet? ”Vater, lass sie nicht meiner Mutter erzählen, wo ich war, ich verspreche, dass ich nur noch Disney Filme anschaue… ” und so weiter. Sie hat nichts erzählt, aber Du hast deinen Teil nicht eingehalten, oder?

Nein, Vater, Du hast recht, es tut mir leid.

Mir auch. Bete weiter.

Warte mal. Hörst du eigentlich immer meine Gebete?

Jedes Mal – jedes Wort!

Wieso hast Du dann nicht schon früher zu mir geredet?

Wie viele Chancen hast du mir gegeben? Du schläfst sofort nach deinem Gebet ein. Wie könnte ich dir Antwort geben?

Du hättest es schon tun können, wenn du gewollt hättest!

Nein, ich hätte gekonnt, wenn du es gewollt hättest. Ich will immer, mein Kind.

Vater es tut mir leid – kannst Du mir vergeben?

Ich habe dir schon vergeben. Danke, dass ich mit dir reden konnte. Ich vermisse es, mit dir zu sprechen. Gute Nacht, ich liebe dich.

Gute Nacht, ich liebe Dich auch!

(Autor unbekannt)

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