Die Brückedownload_icon
(Ein Gleichnis für das Sühnopfer Christi)

 

Brücke_250x376Es gab einmal eine grosse Drehbrücke, die einen grossen Fluss Überspannte. Die längste Zeit des Tages war die Brücke parallel zu den Ufern gedreht, so dass die Schiffe an der Brücke vorbeifahren konnten. Aber immer zu bestimmten Zeiten kam ein Zug. Dann musste die Brücke um 90 Grad gedreht werden, damit der Zug den Fluss Überqueren konnte.

Der Brückenwärter sass in einem kleinen Haus auf der einen Seite des Flusses, von wo aus er die Brücke bediente und sie dann einrasten liess, wenn der Zug hinüberfuhr. Eines Abends, als der Brückenwärter auf den letzten Zug des Tages wartete, sah er in der Dämmerung durch das Halbdunkel die Lichter des Zuges näher kommen. Er ging zum Schaltpult um die Brücke zu drehen. Aber zu seinem Entsetzen stellte er fest, dass die Brücke nicht einrastete. Wenn die Brücke nicht sicher eingerastet ist, würde sie an den Enden hin und her pendeln, dann würde der Zug aus dem Gleis springen und in den Fluss stürzen. Dies würde ein Zug mit vielen Fahrgästen sein. Er liess die Brücke so wie sie war und rannte über die Brücke zum anderen Ufer. Dort gab es einen Hebel, mit dem er die Brücke per Hand einrasten lassen konnte. Er musste die ganze Zeit den Hebel zurückziehen, während der Zug vorbeifuhr. Er hörte das Donnern des Zuges und hielt den Hebel fest, indem er sich zurücklehnte, um so mit seinem ganzen Gewicht die Brücke still zu halten. Er zog mit aller Kraft, damit sie sich ganz sicher nicht bewegte. Viele Leben hingen von der Kraft dieses einen Mannes ab.

Plötzlich hörte er aus der Richtung seines Hauses eine Stimme über die Brücke rufen, die sein Blut gefrieren liess: „Vati, Vati wo bist Du?“ Sein vierjähriger Sohn kam über die Brücke gelaufen, um nach ihm zu suchen. Seine erste Reaktion war, dem Kind zuzurufen: „Lauf, lauf!“ Aber der Zug war schon zu nahe, die kurzen Beine würden nie die Brücke in der kurzen Zeit überqueren können. Fast wäre der Mann vom Hebel weggelaufen, um seinen Sohn zu packen und ihn in Sicherheit zu bringen, aber er erkannte, dass er nicht mehr rechtzeitig zurückkommen könnte. Entweder mussten die Menschen im Zug – oder aber sein kleiner Sohn sterben.

Er brauchte nur einen Augenblick für seine Entscheidung. Der Zug fuhr schnell und sicher seinen Weg und niemand darin sah den kleinen gebrochenen Körper, der durch den eilenden Zug unbarmherzig in den Fluss geworfen wurde. Niemand hat sie gesehen, die Gestalt eines schluchzenden Mannes, der noch immer den Hebel festhielt, lange nachdem der Zug vorbeigefahren war. Sie sahen ihn nicht nach Hause gehen, langsamer als er je gegangen ist, um seiner Frau zu erzählen, wie er ihren Sohn geopfert hatte.

Wenn wir die Gefühle verstehen können, die diesem Mann durchs Herz gingen, dann beginnen wir die Gefühle unseres Himmlischen Vaters zu verstehen, die er hatte, als er seinen Sohn opferte, um die Kluft zwischen uns und dem ewigen Leben zu überbrücken.

(Autor unbekannt)

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